Hallux valgus – Wenn der große Zeh aus der Reihe tanzt

Hallux valgus – Wenn der große Zeh aus der Reihe tanzt

Was ist Hallux valgus genau?

Hallux valgus ist eine häufige Fußfehlstellung, bei der der große Zeh (lateinisch: Hallux) aus der natürlichen Achse nach außen abweicht – in die sogenannte Valgusstellung. Oft drückt er dabei gegen oder unter die benachbarten Zehen. Gleichzeitig wölbt sich der Ballen im Bereich des Großzehengrundgelenks deutlich nach innen und verdickt sich.

Diese Fehlstellung kann weitere Probleme mit sich bringen: Schleimbeutelentzündungen, Arthrose im Großzehengrundgelenk sowie Fehlstellungen der kleinen Zehen wie Hammer- oder Krallenzehen sind häufige Begleiterkrankungen.

Wie entsteht ein Hallux valgus?

Die Ursache liegt in einem evolutionären „Schwachpunkt“: Unsere Vorfahren nutzten den Fuß noch als Greiforgan. Die hohe Beweglichkeit zwischen Mittelfuß- und Fußwurzelknochen sowie die Spreizstellung der ersten beiden Mittelfußknochen waren dafür ideal. Heute – durch den aufrechten Gang – ist diese Struktur rückgebildet, bleibt aber bei manchen Menschen labil.

Zwei Faktoren begünstigen die Entstehung:

  1. Anlagebedingte Schwächen: wie Bindegewebsschwäche, Fußfehlstellungen (z. B. Platt- oder Spreizfuß)
  2. Äußere Belastungen: wie ungeeignetes Schuhwerk (hohe Absätze, enge Schuhe), langes Stehen, Übergewicht

Frauen sind wesentlich häufiger betroffen als Männer.


Verlauf und Stadien der Fehlstellung

Anfangs ist der Hallux valgus meist nur leicht ausgeprägt. Mit der Zeit verstärken Fehlbelastungen die Schiefstellung, der Zeh wird unbeweglicher und schmerzhafter.

  1. Leichte Form: noch gute Beweglichkeit, erste Druckschmerzen oder Schwellungen
  2. Mittlere bis schwere Form: zunehmende Fehlstellung, eingeschränkte Abrollbewegung, Arthrose, Belastungsschmerzen im Mittelfußbereich (Metatarsalgie)

Die genaue Einteilung erfolgt meist durch eine Röntgenuntersuchung.


Welche Symptome treten auf?

Typisch ist das äußerlich sichtbare Hervortreten des Ballens. Weitere Beschwerden sind:

  1. Druckschmerzen am Ballen (besonders bei engen Schuhen)
  2. Ruhe- oder Entzündungsschmerzen durch Schleimbeutelreizungen oder Gelenkentzündungen
  3. Schmerzen unter dem Vorfuß, insbesondere bei Belastung der kleinen Zehen (Transfermetatarsalgie)

Wann ist eine Operation notwendig?

Ein operativer Eingriff wird in der Regel bei fortgeschrittener Fehlstellung empfohlen, vor allem bei:

  1. Anhaltenden Schmerzen oder Bewegungseinschränkungen
  2. Fortschreitender Arthrose im Gelenk
  3. Chronischen Entzündungen oder offenen Stellen
  4. Deutlich eingeschränkter Lebensqualität

Wie läuft eine Hallux valgus OP ab?

Der Eingriff kann ambulant oder stationär erfolgen, meist in Vollnarkose. Je nach Befund kommen unterschiedliche Verfahren zur Anwendung, oft auch in Kombination:

  1. Lapidus-Arthrodese (Versteifung instabiler Gelenkbereiche)
  2. Korrekturosteotomie (Geradestellung des Zehs)
  3. Abtragung von Knochenvorsprünge (Pseudoexostosen)
  4. Arthrodese des Großzehengrundgelenks bei Arthrose

Wie lange dauert die Heilung?

Schwellungen können mehrere Wochen anhalten. Die Nachsorge variiert je nach Operationsart:

Bei vollständiger Belastbarkeit:

  1. 6 Wochen Spezialschuh
  2. Nach 14 Tagen: Fadenzug, ggf. Beginn Physiotherapie
  3. Röntgenkontrolle nach 5–6 Wochen
  4. Sportfähigkeit nach etwa 12 Wochen

Bei teilweiser Belastung:

  1. 2 Wochen Entlastung im Gips
  2. Danach schrittweise Belastungssteigerung
  3. Tragen eines Walkers für 6–8 Wochen
  4. Danach ggf. Einlagen für weitere 4 Wochen

Wie lange ist man arbeitsunfähig?

Das hängt vom Beruf und der OP-Methode ab:

  1. Bürojobs: meist nach 2 Wochen wieder arbeitsfähig
  2. Stehende Tätigkeiten: 6–10 Wochen Arbeitsunfähigkeit

Risiken und Rückfallgefahr

Erfahrene Fußchirurgen erzielen sehr gute Ergebnisse. Komplikationen sind selten. Durch nachhaltige OP-Verfahren ist das Risiko eines Rückfalls gering.


Kann man Hallux valgus auch ohne OP behandeln?

Ja, besonders im Anfangsstadium. Ziele der konservativen Therapie sind Schmerzlinderung und Erhalt der Beweglichkeit:

  1. Orthopädische Einlagen oder Schuhe zur Druckentlastung
  2. Nachtschienen oder Bandagen zur sanften Korrektur
  3. Fußgymnastik zur Muskelkräftigung
  4. Kinesiotape zur Stabilisierung

Eine Rückbildung der Fehlstellung ist damit allerdings nicht möglich.


Wie kann man Hallux valgus vorbeugen?

  1. Bequeme, gut stützende Schuhe ohne hohe Absätze
  2. Regelmäßiges Barfußlaufen
  3. Fußtraining und Zehengymnastik
  4. Frühzeitige Abklärung durch einen Spezialisten bei ersten Anzeichen

Fazit

Hallux valgus ist weit mehr als ein kosmetisches Problem. Unbehandelt kann die Fehlstellung zu ernsthaften Schmerzen und Einschränkungen führen. Frühzeitige Diagnostik, individuelle Therapie – ob konservativ oder operativ – und gezielte Vorsorge sind entscheidend für gesunde Füße.

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